damit’s nicht so gar so technisch klingt, sondern gleich ein bisserl ein heidschi-bumm-beidschi-feeling rüberkommt, gell, sagen wir zum besichtigungstermin in unserer geburtsklinik nicht einfach besichtigungstermin, gell, oder gar ´tag der offenen tür´, sondern wir sagen „storchenparty“ - süss, gell!? – schließlich will/muss man ja wissen, wohin man dann, wenn’s soweit ist, voller nervosität, so schnell wie möglich, die zeitgerecht gepackte kliniktasche am rücksitz, sämtliche radarfallen auslösend, mit der ächzenden mutter in spe am nebensitz hinkutschieren wird – also muss mann wohl oder übel hin zur “storchenparty“. und sich dann gemeinsam mit etwa vierzig unterschiedlich interessierten elternpaaren von einem fünfundfünzigjährigem typ in weißem anzug, mit doktorplakette und grauer jackson-five-frisur erklären lassen, dass hüpfballgeburten am besten klappen. natürlich findet sich gleich ein witzbold, dem zum hüpfball was witziges einfällt. daraufhin wird’s aber gleich wieder ernst und wichtig und mister ober-schlaumeier fragt den stationsoberarzt des krankenhauses, ob’s hier ein beatmungsgerät gibt und ob er (der oberarzt) dieses auch bedienen könne (das schlaucherl fragt wahrscheinlich auch den installateur ob er schon mal eine rohrzange gesehen hat!) gleich darauf will die ehemalige bezirksvizemeisterin im schwergewichtsringen wissen, ob sie ihr kind auch unter vollnarkose im tiefschlaf zur welt bringen könne, wegen der schmerzen und so. doktor jackson-five weiß nicht so recht, demonstriert aber sicherheitshalber schon mal die funktionsweise eines gerätes mit der schönen bezeichnung „saugglocke“.
dann erklärt die grauhaarige batikblusen-hebamme mit dunkler marlboro-faserschmeichlerstimme, dass die station, das krankenhaus, die krankenschwestern und hebammen, das personal im gesamten, eigentlich die ganze stadt hier, insbesondere aber vor allem sie selbst, ausgesprochen stillfreundlich seien. still und freundlich? naja – stillgruppe, stillvorbereitung, stillzimmer, stillerlebnis, stillhilfen, stillproblematik, still… still… still … GNAAADE!!!
der hupfballkasperl hat schon wieder einen witz auf lager, aber für heute reichts. die chefhebamme , gell, die hör’n wir uns heute nicht mehr bis zum schluss an, gell, oder doch? dabei erzählt die gerade, gell, wieviel personal, gell, wieviel geburten, gell, wieviel zimmer, gell und vor allem wieviel euro, gell! – während die motoradtussi wissen will, ob mutter, schwiegermutter, tante, schwägerin, neffe und großonkel bei der geburt auch alle dabei sein dürfen, irgendwer muss ja schließlich die scheinwerfer für die kamera bedienen, währenddessen schieben wir die seidenpapiermosaikbehübschte schiebetüre ganz vorsichtig und leise ein wenig zur seite und suchen das weite.
übrigens, für alle die’s noch nicht wussten, aber in den letzten paar minuten irgendwie schon geahnt haben: wir haben das geburtshupfballzimmer auch reserviert und zwar für irgendwann rund um den 26. november …, gell!
brogdingnagg - 14. Jun, 18:02
was tut man nicht alles für die lieben kleinen. anstatt das verlängerte wochenende in jetset-tauglichen glücksspielmetropolen mit dem betrachten ohrenbetäubender innenstadtautorennen zu verbringen, und das zäh verdiente kleingeld seite an seite mit diverser prominenz aus funk und film auf fürstlichen rouletttischen zu verprassen, fährt die solide kleinfamilie lieber ins hinterste eck von nirgendwo und erfreut sich an profanerem, wie etwa zahmen hühnern, jungen katzen und nicht ganz wild lebenden pferden.
zwar ist das wetter bescheiden, aber wer braucht schon sonnenschein, wenn er einen halben nachmittag mit der betrachtung von kaulquappen in einer gatschlacke verbringen kann.
um den urlaub am bauernhof nicht gänzlich höhepunktslos verstreichen zu lassen, wird dann zweckmäßiger weise ein ausflug in einen jener hinterwälderischen „themenparks“ unternommen, welche mittlerweile beinahe in jeder niederösterreichischen gemeinde mit mehr als 5000 einwohnern zu finden sind, wo das gelände für einen skilift zu flach ist.
eines haben alle diese sogenannten touristenattraktionen gemein: die euro-summen, welche an den mit „kassa“ beschrifteten gartenhütterln aus dem baumarkt zu entrichten sind, um ins innere der schilfmattenumzäunten wunderwelten zu gelangen, sind wahrlich vielversprechend und durchaus auf internationalem niveau.

aber was soll´s, für ein fürstliches salär, worum anderswo ganze jachten samt personal vermietet werden, kann hier der vierjährige immerhin rund 30 „lebens“-große plastikdinosaurier anstaunen – nicht angreifen bitte, die empfindlichen outdoormodelle! nur schauen und abstand halten – kann in einer extragroßen sandkiste nach hölzernen dinoknochenimitaten wühlen, bis die ausgrabungsstätte von der nächsten bus-ausflugsgruppe überrannt wird, und kann sich zu guter letzt eine dvd von der letztwöchigen universum-dinosaurier-animations-soap zum wohlfeilen sonderpreis kaufen lassen (willige und liquide begleitperson vorausgesetzt). ist das erstmal erledigt, was nicht länger als eine knappe stunde in anspruch nehmen sollte, so kann das büffet aufgesucht werden, wo für die begleitpersonen der kleinen dinoforscher wiederum die möglichkeit besteht sich portemonnait-technisch ein wenig größer zu fühlen und für den hungrigen nachwuchs zweimal würstel mit senf zum preis eines vier-gänge-menüs in gutbürgerlichen innenstadtlokalen einzukaufen.

damit ist der vormittag dann auch schon wieder fast um, und hat man im ausgangs-shop, durch den man den quengelnden nachwuchs gar nicht schnell genug durchschleusen kann, erst einmal ein zufrieden stellendes souvenir gefunden, so hat man’s auch schon überstanden, und kann beruhigt, nicht nur für die regionale tourismuswirtschaft, sondern auch für die bildung der kinder – „wenn ich groß bin, werd’ ich dino-ausbudler!“ – einen wertvollen beitrag geleistet zu haben, die heimreise antreten.
brogdingnagg - 28. Mai, 22:00
alexander van der bellen initiiert unter der adresse
www.rettet-den-orf.at eine internet-plattform, in der per unterschrift gegen den schwarzfunk orf protestiert werden kann.
brogdingnagg - 23. Mai, 12:05
„die wahrheit ist ein wertvolles gut und daher sollte man sehr sparsam mit ihr umgehen!“ so, oder zumindest so ähnlich lautet das motto des buchs und wahrscheinlich wird andré kaminskis familiengeschichte in wahrheit nicht ganz so turbulent verlaufen sein wie in seinem roman beschrieben, aber das ist ja auch nicht so wichtig. jedenfalls ist die geschichte der rosenbachs und der kaminski unheimlich witzig zu lesen. kamski erzählt von den lebenswegen seiner großeltern, von den abenteuern seines hochstaplerischen großonkels, vom zusammenfinden seiner eltern und ein wenig auch von der zeit in der das alles geschah. die auftretenden figuren sind trotz aller groteske ihrer abenteuer so überzeugend und „echt“ dargestellt, dass die geschichte niemals konstruiert oder übertrieben wirkt sondern vielmehr so komisch ist, dass sie eigentlich nur wahr sein kann!?
das hin und herspringen zwischen den beiden erzählsträngen erzeugt einen nicht geringen sog – also am besten, dem buch einen freien sonntag nachmittag widmen und die 300 seiten in einem stück genießen – zwischendrin aufhören ist ziemlich schwer!
kurz gesagt: uneingeschränkte und eindringliche empfehlung
und vielen dank an k. für „Nächstes Jahr in Jerusalem“ von Andrè Kaminski!
brogdingnagg - 18. Mai, 11:32
der typ wird mir als philosoph, schamane (?), denker, und weiß der geier was sonst noch alles, vorgestellt. zwei minuten später höre ich seinen ersten satz und der lautet in etwa so: „die amerikaner haben keine kultur, da war ich bei einem … und da haben sie den sekt in plastikbechern ausgeschenkt, wahnsinn oder!?“ ächz, gähn, bitte nochmal denken, mister! – wenig später stellt sich heraus, als kulturbeurteilungsbeauftragter ist unser freund ganz besonders gut geeignet, zumal er experte für österreichs kulturquelle nummer 1, mozart ist.
im „kulturbierzelt“ österreich singt dj ötzi mit hias den musikantenstadl-walzer, zu jedem fingerhut kaffee um € 3,50 gibt’s ein glas wasser gratis, und in irgendeinem museum hängen sicher noch ein paar arisierte schiele oder ähnliches herum die (noch) uns gehören. eigentlich gründe genug, „uns“ als höhepunkt abendländischer kultur zu sehen, oder!? und wenn das nicht reicht, können wir immer noch stolz auf diverse größen verweisen, die seit 100-200 jahren in der kiste liegen. wenn das kein kultureller vorsprung ist…!
brogdingnagg - 4. Mai, 17:14

heutzutage gewinnt die gute alte sanduhr offenbar zusehends wieder an bedeutung...
brogdingnagg - 8. Apr, 20:14
absolut sch…, um 23 uhr 30 aufzuhören zu arbeiten und um 8 uhr schon wieder anzufangen. bei 2 stunden fahrzeit und 1,5 stunden für ins bzw. aus dem bett robben, zahnbürste suchen und kaffee reinwürgen bleiben nur mehr knappe 5 stunden im reich der träume – viel zu wenig – gähhn!
was genau gefällt mir an diesem job überhaupt?
brogdingnagg - 30. Mär, 13:06

auch auf die gefahr hin, all jene zu enttäuschen die gedacht haben, das thema sei längst schon erledigt und vom tisch: vergangenen freitag bekam ich den folgenden schönen satz zu hören:
„ich sehe, sie haben viel gelernt - schreiten sie zum letzten akt ihres studiums: tafel löschen!“ ...und das war’s dann.
nach einer schier ewig langen zeit voll mit vorlesungen, seminaren, lernen, geprüft werden, exkursion fahren, vorträge halten, übungen rechnen, tests schreiben, pläne zeichnen, recherchieren, schreiben, lesen lassen, korrigieren, dazuschreiben, faul sein und schlechtes gewissen haben, wieder korrigieren, liegen lassen und letztlich doch noch fertig korrigieren, binden lassen, zig formulare ausfüllen und unterschreiben – ist es doch noch gelungen die punzierung „ewiger stundent“ abzuwerfen.
lange hat’s gedauert (für die akademische karriere eindeutig zu lange) … die freude und die erleichterung ist trotzdem groß.
der mühlstein, der um den hals hing ist abgefallen.
brogdingnagg - 22. Mär, 21:00

die vogelgrippe sorgt für aufregung. nachdem gestern bekannt wurde, dass nun auch schon katzen der heimtükischen entenverkühlung zum opfer fallen, ist auch im hause brogdingnagg die große h5n1-hysterie ausgebrochen. in allen räumen wurden seuchenteppiche ausgelegt, geduscht wird ab sofort nur mehr mit desinfektionsmittel, jede/r die/der einen toten vogel angreift muss sofort die hände in kochendes wasser tauchen und für 8 minuten dort belassen. einzig spock bringt dem wort „stallpflicht“ so überhaupt kein verständnis entgegen und besteht lauthals darauf, sich ihrer olfaktorisch äußerst dauerhaften stoffwechselprodukte lieber unter freiem himmel entledigen zu dürfen, und sei es auch in unmittelbarer nähe eines virusstrotzenden schwankadavers.
brogdingnagg - 1. Mär, 16:04
um ein busprolo zu sein, muss man zumindest satte 150 kilo auf die wagge bringen, besser noch etwas mehr. dieses gewicht sollte sich zu 70% im bauchbereich ansiedeln, nur so ist man in der lage, die für busprolos typische sitzhaltung einzunehmen. nachdem sich der busprolo an allen fahrgästen die den bus rechtzeitig verlassen wollen vorbei, in den bus gerempelt hat, lässt er sich schnaufend auf einen gangsitz fallen. busprolos sitzen nie am fenster, sie könnten sonst in die versuchung kommen hinauszuschauen und von umgebungsanblicken beeinträchtigt werden. bekleidet ist der busprolo idealer weise mit einem trainingsanzug aus dem kastner&öhler katalogsortiment von frühjahr 1987 in unaufdringlichen pastelltönen, selbige sind schön anzusehen, praktisch und bei nicht zu häufigem waschen beinahe unbegrenzt haltbar. privilegiertere busprolos tragen ähnliche trainingsanzüge aus sondereditionen mit aufgesticktem vereinslogo á la „sk pfostendorf an der jauchen“ oder ähnlichen, aber dies ist nicht unbedingt erforderlich.
hat der busprolo nun den gewählten gangsitz und ein drittel des nicht immer unbesetzten nebensitzes in besitz genommen, so steckt er die eine hand in die tasche der trainingsanzugsjacke und lässt sie dort verweilen. dies dient zum einen dazu, den nagenden zweifel zu beruhigen, ob denn die kleine
underberg-flasche für unterwegs immer noch heil und auch dort ist, wo sie sein soll (nämlich in der jackentasche) und zum anderen dazu, die nieren des sitznachbarn sanft mit dem massigen ellenbogen zu massieren, was wiederum die präsenz des busprolos eindrücklich mainfestiert. seine beine stellt der busprolo im sitzen möglichst weit auseinander, um einerseits zu verhindern, dass durch den nach unten hängenden bauch ein blutstau im oberschenkel entsteht und andererseits um ein überhitzen der vermeintlich in übergröße vorhandenen weichteile zu verhindern. (der fussraum vor dem sitz ist nun gänzlich vom busprolo eingenommen, „aber der spargeltarzan daneben kann sich seine füße ja um den hals hängen, wenn er zu wenig platz hat!“)
und so sitzt der busprolo nun, starrt selbstzufrieden unter seinem, von einem kettensägenhersteller ausgegebenen werbe-kapperl geradeaus und verdaut ebenso unüberhör- wie unüberriechbar seinen letzten underberg…
brogdingnagg - 23. Feb, 12:47
nach den sündteuren nudelnmitsauce gelüstete es v. zuletzt wieder einmal nach den blau-roten gummischlümpfen, die angeblich essbar sind und die sie laut eigener aussage sonst noch nirgends bekommen hat – überall nur nachgemachte grauslichkeiten mit abzulehnender konsistenz – die echten, die wirklich guten gummimäßigen gibt’s nur hier. dummerweise befindet sich der stand mit den ersehnten zähigkeiten aber jenseits der kinokasse und um dort sein sauerverdientes bares gegen bunte bse-gelatine eintauschen zu können muss zuvor ein kinoticket den besitzer wechseln. gut, dann also kino.
und siehe da, manchmal haben v.’s gummischlümpfe auch gute ideen. den neuen film von woddy allen,
match point anzusehen, war ein echter genuss.
der tennislehrer chris hat jede menge glück – oder was man sich eben so unter glück-haben vorstellt. er heiratet die naive chloe mitsamt stinkreichem papi, welcher dem armen schwiegersöhnchen zur standesgemäßen karriere verhilft. nebenbei fängt sich der manager wider willen dann noch ein verhältnis mit dem sexy blondchen nola an und hat somit zwischen tontaubenschießen und aus dem penthaus auf die themse runterschauen, jede menge zu tun. irgendwann hält er sein ganzes glück dann selber nicht mehr aus und muss sich entscheiden. aber letztlich fällt der ball von der netzkante dann doch wieder auf die richtige seite.
eine witzige parabel über’s glückhaben, ein wenig anleihe bei dostojewskis
schuld und sühne und nicht zuletzt ein dramatischer thriller.
es gibt ja leute die meinen, matchpoint wäre der beste woddy-allen-film überhaupt – so ganz falsch wird das wohl nicht sein!
brogdingnagg - 23. Jan, 16:01
spitzensportler zu sein ist bestimmt nicht leicht. insbesondere die österreichischen schifahrer führen ein bemitleidenswertes dasein zwischen norwegerpullis und iglo-tiefkühlgemüse. ganz schlimm wird’s, wenn einer beim allzu schnell ins tal rutschen ausgleitet und sich beim unvermeidlichen karroseriebremsen auch noch verletzt. sobald er aus der narkose oder dem schleuderkoma erwacht, wird der arme tropf sofort von einem winterfesten orf-kamerateam heimgesucht, leichblass, mit zerknautschter frisur, im mitleiderregenden spitalsnachthemd abgefilmt und muss, den postnarkotischen brechreiz überwindend, fragen zum bevorstehenden comeback beantworten. kurz vor dem kamerateam betritt üblicherweise ein vertreter der jeweiligen sponsorfirma das krankenzimmer und beklebt allfällige verbände des wehrlosen spitzensportlers mit firmenlogos, welche dann vom verunglückten werbeträger möglichst oft ins bild gehalten werden müssen.
besonders beliebt bei sponsoren sind kopfverletzungen, die diesbezüglichen verbände sind bei verletzten interviews so gut wie immer im bild. gerüchten zufolge forschen einige bank- und versicherungskonzerne bereits an implantierbaren logos, welche bei unter-vertrag-nehmen eines sportlers in sämtliche gliedmaßen an statistisch günstigen stellen eingesetzt werden können und so die werbebotschaft im fall des falles, direkt über das im fernsehen gezeigte röntgenbild der gebrochenen hand, des zerschmetterten unterschenkels o.ä., in die wohnzimmer der sportfans transportieren.
brogdingnagg - 23. Jan, 11:31
wieder einmal ein wenig ferngesehen, ein paar minuten doku im
terra nova.
„ … die letzte fahrt der
rainbow warrior endete in der bucht von sowieso. dort wurde das
greenpeace-schiff nach einer berührenden abschiedszeremonie im 25m tiefen meer versenkt…“ im bild dazu zig kleine boote mit jeder menge trauriger greenpeace aktivisten, die mit tränen in den äugleins das langsame untergehen des alten kahns beobachten.
so weit, so melancholisch.
nur – irgendwie doch seltsam, dass ausgerechnet greenpeace seinen ausrangierten pott quer durch den pazifik schippert um ihn dann irgendwo zu versenken!? lässt sich so ein schiff nicht recyclieren? ist das „ins-meer-schmeißen“ so eines tonnenschweren haufens aus eisen, plastik, holz, öl, lackbeschichtungen undwassonstnochalles denn keine umweltverschmutzung? fragen über fragen … dass einen dieser fernseher aber auch immer irgendwie im unklaren zurücklässt…!?
brogdingnagg - 4. Jan, 11:23
der getoastete sandwich zum frühstück war immer eine sensation. nutella gab’s daheim auch nur als ausnahme und so mündeten die seltenen übernachtungen bei oma und opa aus kartenspielen, g’schichten von früher und gelegentlichen zurechtweisungen vom strengen oberschulrat traditionell in ein fulminantes sandwichfuttern.
und als der opa unbedingt das wm-spiel sehen musste und sich auf keinerlei diskussionen darüber einließ, da zeigte die oma uns 5 oder 6-jährigen, wie man es schafft, eineinhalb stunden fußball anzuschauen und nicht weiter zu plärren und zu quäcken, weil jetzt kein „es war einmal der mensch…“ läuft. man musste sich nur entscheiden, ob man zu den weißen oder den blauen männern halten wollte und schon war’s interessant. und es lieferte nebenbei gleich einen wunderbaren grund für ein kleines scharmützel mit dem kleinen bruder, der natürlich unbedingt zu den blöden weißen halten musste und somit auf der siegerseite stand.
irgendwann waren dann die babysitterdienste von oma nicht mehr nötig und der opa musterte seine alte fotoausrüstung aus. selbstverständlich nicht, ohne ausgiebige erklärungen und probiertage mitzuliefern, ganz der lehrer im besten sinne eben. einige fotos sind geblieben, von den ausflügen zum donauturm oder zum neusiedlersee, bei denen opa sein wissen über blendenöffnung und belichtungszeit weiter zu geben versuchte und oma ächzend unter der last der mitgeschleppten teleobjektive und stative über das „ganze unnötige zeug“ motzte.
die geschichte vom familienfoto, zu dem die ganze großfamilie angetreten war, ist längst legende. als nach zweistündigem „du ein bisserl weiter rüber…!, net so grantig schauen…!, jetzt hat der wieder weggeschaut…!“ die fotos dann doch nicht im kasten waren, weil, wie der opa eine woche später kleinlaut gestehen musste, kein film in die kamera eingelegt war, da hat der verschmitzte grinser von der oma irgendwie auch ein wenig schadenfreude erkennen lassen...
-
in letzter zeit hat die oma dann schon drei oder vier versuche gebraucht, um sich der namen der einzelnen enkelkinder zu erinnern. was ihr zum mittagessen verabreicht worden war, das wusste sie nicht mehr. gab’s überhaupt heute schon mittagessen..? das leben, ein kampf gegen schwerkraft und verfall, gegen vergessen und verdämmern, gegen das verschwinden.
gestern, ein jahr nach dem opa, hat sie den kampf endgültig verloren. oder aufgegeben.
brogdingnagg - 13. Dez, 12:19
mitte november bevölkern zahllose kindergartengruppen mit selbstgekleisterten kerzenbeleuchteten seidenpapiergloben die abendlich finsteren nebenstraßen der stadt. in sängerknabenkopfstimmenhöhe vom mit-meiner-laterne-gehen trällernd, ziehen kolonnen farbig leuchtender teelichtschwenker dahin, die etwa viermal größere horde der erzeuger, ernährer und anverwandten fans der kleinen bastler latscht mit leuchtenden äugleins nebenher, hält engagiert autoverkehr auf, handycam’t und digicam’t und vidicam’t dass es nur so blizt.
unser hauptdarsteller des diesjährigen laternenumzugs war bereits im vorfeld nicht sonderlich begeistert von der vorstellung, den ungeliebten kindergartenhalbtag am finsteren abend fortzusetzen. konsequenter weise zog er es dann vor, bei der autofahrt hin zum laternderl-event ein kleines nickerchen einzulegen. und wenn er mal schläft, dann schläft er.
so beging er sein laternenfest eben schlafend, an wechselnden schultern hängend, schwenkte keine teelichter, sang keine laternderlsongs, mampfte das wir-teilen-wie der heilige-martin-kipferl komplett alleine auf und mozte letztlich rum: „mama, gehen wir jetzt heim?“
sehr gut, weiter so…
brogdingnagg - 21. Nov, 12:07