kein getoasteter nutellasandwich mehr

der getoastete sandwich zum frühstück war immer eine sensation. nutella gab’s daheim auch nur als ausnahme und so mündeten die seltenen übernachtungen bei oma und opa aus kartenspielen, g’schichten von früher und gelegentlichen zurechtweisungen vom strengen oberschulrat traditionell in ein fulminantes sandwichfuttern.
und als der opa unbedingt das wm-spiel sehen musste und sich auf keinerlei diskussionen darüber einließ, da zeigte die oma uns 5 oder 6-jährigen, wie man es schafft, eineinhalb stunden fußball anzuschauen und nicht weiter zu plärren und zu quäcken, weil jetzt kein „es war einmal der mensch…“ läuft. man musste sich nur entscheiden, ob man zu den weißen oder den blauen männern halten wollte und schon war’s interessant. und es lieferte nebenbei gleich einen wunderbaren grund für ein kleines scharmützel mit dem kleinen bruder, der natürlich unbedingt zu den blöden weißen halten musste und somit auf der siegerseite stand.
irgendwann waren dann die babysitterdienste von oma nicht mehr nötig und der opa musterte seine alte fotoausrüstung aus. selbstverständlich nicht, ohne ausgiebige erklärungen und probiertage mitzuliefern, ganz der lehrer im besten sinne eben. einige fotos sind geblieben, von den ausflügen zum donauturm oder zum neusiedlersee, bei denen opa sein wissen über blendenöffnung und belichtungszeit weiter zu geben versuchte und oma ächzend unter der last der mitgeschleppten teleobjektive und stative über das „ganze unnötige zeug“ motzte.
die geschichte vom familienfoto, zu dem die ganze großfamilie angetreten war, ist längst legende. als nach zweistündigem „du ein bisserl weiter rüber…!, net so grantig schauen…!, jetzt hat der wieder weggeschaut…!“ die fotos dann doch nicht im kasten waren, weil, wie der opa eine woche später kleinlaut gestehen musste, kein film in die kamera eingelegt war, da hat der verschmitzte grinser von der oma irgendwie auch ein wenig schadenfreude erkennen lassen...
-
in letzter zeit hat die oma dann schon drei oder vier versuche gebraucht, um sich der namen der einzelnen enkelkinder zu erinnern. was ihr zum mittagessen verabreicht worden war, das wusste sie nicht mehr. gab’s überhaupt heute schon mittagessen..? das leben, ein kampf gegen schwerkraft und verfall, gegen vergessen und verdämmern, gegen das verschwinden.
gestern, ein jahr nach dem opa, hat sie den kampf endgültig verloren. oder aufgegeben.

Trackback URL:
https://brogdingnagg.twoday.net/stories/1267643/modTrackback

weekly wisdom

Niveau ist keine handcreme!

User Status

Du bist nicht angemeldet.

networks

Instagram

visitors

Besucherzaehler

at last

HUNDERT UND EIN UNTRÜGLICHE...
… wenn wir uns einen hochdruckreiniger zulegen (und...
brogdingnagg - 18. Nov, 11:14
finanz-online
am 16. april 2009 wurden mir von meinem zuständigen...
brogdingnagg - 7. Jan, 16:53
HUNDERT UND EIN UNTRÜGLICHE...
... wenn wir uns zuerst breitschlagen lassen und dann...
brogdingnagg - 13. Okt, 14:18
how to make a ... hendlstall
brogdingnagg - 7. Jul, 10:05

contact

brogdingnagg@gmail.com

Status

Online seit 6971 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 18. Nov, 11:14

books


Henning Mankell
Treibsand


Ludwig Winder
Der Thronfolger


Geert Mak
Amerika!


Ian McEwan
Saturday


Eugene McCabe
Tod und Nachtigallen


Ian McEwan
Ein Kind zur Zeit


Sibylle Berg
Ende gut



T. Coraghessan Boyle
Wenn das Schlachten vorbei ist


Craig Thompson
Blankets



Doris Knecht
Gruber geht




Guy de Maupassant
Bel-Ami (insel taschenbuch)


Joan Jara
Das letzte Lied



Edward P. Jones
Die bekannte Welt: Roman


agings
babys
books
celebrations
evenings
films
foods
games
graphics
greens
jokes
listings
nonentities
pets
photographs
politics
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren