sadness

Freitag, 18. Januar 2008

w. ist gestorben

er war kein kranker, kein patient oder lamentierer, obwohl's ihm oft nicht so gut ging – stand seinen mann, fröhlich und unerschütterlich, fest und geradeaus. niemand hätte daran gedacht, dass es ihn so plötzlich erwischen würde. am montag hat’s ihn erwischt.
erst 49 und schon zwei herzinfarkte hinter sich, beschert durch rauchen und übergewicht – und der letzte herzinfarkt war dann selbst für ihn zu viel.
kein wunder möchte man sagen, er ist nicht sorgsam mit sich umgegangen, hat zu viel gearbeitet, zu viel geraucht, zu viel gegessen, zu viel ärger verdaut – aber jede erklärung ist doch unwichtig und unzureichend. es ist einfach nur traurig und schade um ihn. unbegreiflich, nicht zu glauben, dass er nicht mehr da ist, nicht mehr wiederkommen wird. nicht nur kurz weg, für ein paar tage im krankenstand, oder eine woche auf urlaub. weg. ganz sicher und für immer weg.

Walter L., ein lieber kollege, gestorben am 14.jänner 2008
er war einer von den guten.

Donnerstag, 26. April 2007

erkenntnis

b. erzählt von einem bekannten, der weiß, dass der tumor in seinem kopf ihn in wenigen wochen töten wird. sein sechs monate alter sohn wird sich nie an seinen vater erinnern können. der vater muss sein kind für immer alleine lassen.

sobald man kinder hat wird die möglichkeit des eigenen todes
zu einer viel größeren bedrohung.

Dienstag, 13. Dezember 2005

kein getoasteter nutellasandwich mehr

der getoastete sandwich zum frühstück war immer eine sensation. nutella gab’s daheim auch nur als ausnahme und so mündeten die seltenen übernachtungen bei oma und opa aus kartenspielen, g’schichten von früher und gelegentlichen zurechtweisungen vom strengen oberschulrat traditionell in ein fulminantes sandwichfuttern.
und als der opa unbedingt das wm-spiel sehen musste und sich auf keinerlei diskussionen darüber einließ, da zeigte die oma uns 5 oder 6-jährigen, wie man es schafft, eineinhalb stunden fußball anzuschauen und nicht weiter zu plärren und zu quäcken, weil jetzt kein „es war einmal der mensch…“ läuft. man musste sich nur entscheiden, ob man zu den weißen oder den blauen männern halten wollte und schon war’s interessant. und es lieferte nebenbei gleich einen wunderbaren grund für ein kleines scharmützel mit dem kleinen bruder, der natürlich unbedingt zu den blöden weißen halten musste und somit auf der siegerseite stand.
irgendwann waren dann die babysitterdienste von oma nicht mehr nötig und der opa musterte seine alte fotoausrüstung aus. selbstverständlich nicht, ohne ausgiebige erklärungen und probiertage mitzuliefern, ganz der lehrer im besten sinne eben. einige fotos sind geblieben, von den ausflügen zum donauturm oder zum neusiedlersee, bei denen opa sein wissen über blendenöffnung und belichtungszeit weiter zu geben versuchte und oma ächzend unter der last der mitgeschleppten teleobjektive und stative über das „ganze unnötige zeug“ motzte.
die geschichte vom familienfoto, zu dem die ganze großfamilie angetreten war, ist längst legende. als nach zweistündigem „du ein bisserl weiter rüber…!, net so grantig schauen…!, jetzt hat der wieder weggeschaut…!“ die fotos dann doch nicht im kasten waren, weil, wie der opa eine woche später kleinlaut gestehen musste, kein film in die kamera eingelegt war, da hat der verschmitzte grinser von der oma irgendwie auch ein wenig schadenfreude erkennen lassen...
-
in letzter zeit hat die oma dann schon drei oder vier versuche gebraucht, um sich der namen der einzelnen enkelkinder zu erinnern. was ihr zum mittagessen verabreicht worden war, das wusste sie nicht mehr. gab’s überhaupt heute schon mittagessen..? das leben, ein kampf gegen schwerkraft und verfall, gegen vergessen und verdämmern, gegen das verschwinden.
gestern, ein jahr nach dem opa, hat sie den kampf endgültig verloren. oder aufgegeben.

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